Madibeng School
Project
Nach rund 6 Monaten unseres Jahres hieß es endlich, dass wir
uns bei Lust und Laune zusätzlich zu unserer Arbeit im Kinderheim vormittags
neue Projekte suchen können. Da habe ich schon die ganze Zeit mit dem Gedanken
gespielt in einer Schule im Township zu unterrichten. Zum einen spukt schon
seit geraumer Zeit das Hirngespinst Lehrer zu werden in meinem Kopf herum, zum
anderen hat es mich sehr interessiert einmal zu sehen wie südafrikanische
Schulen denn so funktionieren. Nach gut
drei Monaten konnte ich meinen Plan nun endlich in die Tat umsetzen.
Allerdings hat es eine ganz schön lange Anlaufzeit gebraucht
bis ich nun seit gut zwei Wochen wirklichen „Unterricht“ geben kann. Dazu hatte
die berühmte südafrikanische
„wenn-nicht-heute-dann-morgen-oder-lieber-nächsten-Monat“ Einstellung einen
großen Anteil. Während ich mich im Alltag schon komplett mit dieser
gelasseneren Lebenseinstellung angefreundet habe und der deutschen „Korrektheit“
auf jeden Fall vorziehe, hat sie mich in diesem Fall teilweise echt zur
Weißglut getrieben.
Joyce, Thami und Samuel - alle bei Abraham Kriel |
Und wie schon gesagt seit rund zwei Wochen habe ich endlich wenigstens
meinen Stundenplan und mache mit allen 5ten bis 7ten Klassen
Computerunterricht. Das macht soweit auch richtig Spaß auch wenn alles noch ein
bisschen chaotisch ist, da noch keine Klasse so recht weiß wann sie Unterricht
bei mir haben und manche Klassen zwischen 40 und 50 Schüler haben. Außerdem
wartet der Direktor, aber hauptsächlich eher ich, immer noch auf den „guy“ der
das Netzwerk wiederherstellen soll, sodass ich bis jetzt leider immer nur noch Theorie
machen kann. Aber immerhin – „it`s getting there!“
CAFCA-music-project
Ein weiteres Project, das mehr oder weniger „zu mir“ kam,
ist das CAFCA-music-project. CAFCA steht für „comitted artist for cultural
advancement“ und ist ein Projekt aus Pretoria, bei dem Musiker auf freiwilliger
Basis Kindern aus armen Verhältnissen, also meist aus dem Township,
Musikunterricht geben. In anderen Städten, wie z.B. Pretoria, ist dieses
Projekt auch schon so lange am Laufen, dass die Schüler auch schon richtig gut
Instrumente spielen können und ganze Big Bands bilden. Und das obwohl bei jedem
Schüler meist komplett bei null angefangen wurde. Ziel von CAFCA ist es,
natürlich neben gute Musiker auszubilden auch die Kinder „von der Straße“ zu
bekommen, sprich von dummen und kriminellen Aktionen abzuhalten und ihnen
einfach was zu ermöglichen, wozu sie sonst nicht die Möglichkeiten hätten. In
keiner Schule des Landes steht nämlich simpler Musikunterricht wie man ihn in
Deutschland kennt auf dem festen Lehrplan.
Auf jeden Fall kam vor ein paar Wochen ein gewisser Mr.
Molekane zu mir ins Kinderheim und hat mir CAFCA vorgestellt. Offenbar hatte er
von einer anderen deutschen Freiwilligen, die mittlerweile schon wieder in
Deutschland ist, von dem Kinderheim und per Zufall von meinen
Gitarrenstundenversuchen gehört. Und er war von der ganzen Idee so viele Kinder
wie möglich aus Abraham Kriel in das Projekt zu integrieren begeistert.
Zugegebenermaßen hat es einige Zeit gedauert, bis er auch mich von der ganzen
Geschichte begeistern konnte aber mittlerweile bin ich das auf jeden Fall!
![]() |
Gift (einer meiner Jungs) und einer der CAFCA-Lehrer |
![]() |
Mr. Molekane (oben) beim Unterricht im Kinderheim |
Ich habe sowieso das Gefühl, dass im Kinderheim so wie kaum
woanders das Thema Hautfarbe überhaupt keine Rolle spielt. Zwar hat das eher
den traurigeren Hintergrund, dass Eltern einfach egal welcher Hautfarbe in
ihrer Elternrolle Totalversager sein können. Allerdings find ich es einfach genial mit anzusehen,
dass Alec als Schwarzer für ein „Burenkind“ so das absolute Vorbild sei kann,
wo findet man das in diesem Land sonst?? Und in welchem Land sonst muss man
über diese Thematik eigentlich so viel nachdenken wie hier…
Aber ich will jetzt auch nicht zu viel versuchen darüber zu
philosophieren, jedenfalls habe ich vor Kurzem das erste Mal in meinem Leben
Blockflötenunterricht gegeben und dass obwohl ich nur kurz zuvor das erste Mal
eine Blockflöte in der Hand gehalten habe! :D
Auf jeden Fall hat dieses Projekt einiges an Potenzial und
die Kids sind bis jetzt auch noch ziemlich Feuer und Flamme!
![]() |
Thabo (auch aus Moria) während einer Unterrichtsstunde in der Phaladi-School in Ikageng |
![]() |
Während dem Blockflötenunterricht im Kinderheim (Supa, Felix, Jakes und Lucky, von links) |