Irgendwie schon ein bisschen erschreckend: Ich bin jetzt tatsächlich schon 8 Monate hier und in vier Monaten geht es „schon“ wieder zurück nach Deutschland. Hat schon ein bisschen was von Endspurt und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese vier Monate so schnell vorbei sein werden, so dass ich 14. August ins Flugzeug steigen werde und mich frage: „Ist es wirklich schon soweit?“
Noch dazu steht jetzt auch noch der Winter an, als wir letzte Woche aus unserem Urlaub aus Mozambique zurückkamen (nebenbei bemerkt ein absolutes Hammer-Land!), wurden wir erst mal von einer eisigen Kälte Frühmorgens in Potch überrascht. Nach Tropen-Temperaturen in Mozambique war das schon erst mal ein ganz schöner Schock und es ist gerade mal Herbst… Naja zumindest tagsüber ist es noch schön warm, sodass ich natürlich nach wie vor in kurzer Hose und T-Shirt rumlaufen kann, nur sobald die Sonne untergeht wird’s kalt… sehr kalt.
Aber jetzt erst einmal zurück zu den letzten Monaten: Wieder ist so viel passiert, dass ich gar nicht alles hier erwähnen kann, also beschränke ich mich nur auf die „Highlights“. Nach unserem Sommerurlaub, von Potch mit dem Bus nach Capetown und zurück die Küste entlang nach Durban, war es auch echt wieder super ins Kinderheim zurückzukommen. Und das neue Schuljahr nach den Sommerferien hat mit einigen Veränderungen in meinem Haus Moria gestartet. John Njanjala, der prefect des letzten Jahres ist leider nicht mehr da, dafür hab ich vier neue Jungs bekommen. Zwei Brüderpaare zwischen 10 und 13, die auf jeden Fall einigen frischen Wind nach Moria gebracht haben! Aber die vier hab ich schon jetzt so ins Herz geschlossen, als wären sie schon die ganze Zeit da gewesen.
meine Jungs, Alec und ich |
Außerdem hab ich mit meinen Gitarrenstunden wieder begonnen; nachdem ich zugegebenermaßen in den ersten Wochen nach den Ferien das Ganze ein bisschen schleifen ließ, klemm ich mich jetzt wieder voll dahinter. Das Ziel ist noch ein zwei kleine „Konzerte“ geben zu können, also müssen die Jungs jetzt richtig ranklotzen.
guitar lesson |
Im Februar hieß es dann Halbzeit, dazu sind wir weltwärts-Freiwilligen alle nach Takwasa zu unserem Zwischenseminar gefahren. Hier haben wir auch die anderen Freiwilligen, von den anderen Projekten des DSJW wiedergetroffen. War richtig interessant sich mit den anderen über die verschiedenen Projekte auszutauschen und sehr lustig nach 6 Monaten wieder zusammen ein paar Abende zu verbringen.
Ein besonderes Highlight war der 17. März, als in Johannesburg der Kracher Orlando Pirates vs. Kaizer Chiefs im Soccer-City-Stadium, dem Finalstadion der WM 2010, lief. Dieses Spiel ist DAS Derby des Südafrikanischen Fußball, also sozusagen das Pardon zu Dortmund gegen Schalke in Deutschland. Auf jeden Fall haben wir deutschen Jungs mit den Manieren organisieren können 20 von uns ausgewählte Jungs mit ins Stadion zu nehmen und das Spiel mit 87 000 anderen live zu verfolgen. Und das war echt ein Erlebnis! Wir als „verwöhnte“ Bundesliga-Verfolger hatten uns schon auf ein langweiliges 0:0 oder 1:0 eingestellt, doch dann drehen beide Mannschaften auf und legen ein absolut spannendes 3:2 an den Tag. Natürlich für Orlando Pirates, welche wir Germans als "unser" Team auserkoren haben. Unsere ganze Truppe, mit den Jungs, den Manieren und uns, war allerdings in zwei Lager gespalten, was die Spannung noch einmal vergrößert hat. Und die ganze Stimmung im Stadion war der absolute Hammer! Obwohl die beiden Teams größte Rivalen sind und man immer mal wieder ein paar Sprüche von einem Pirates-Fan zu einem Chiefs-Anhänger oder umgekehrt hören konnte, haben alle 87 000 im Stadion zusammen getanzt. Obwohl wir ein bisschen die deutsche Stadionatmosphäre vermisst haben, war es doch richtig stark bei dieser einzigen großen Party dabei zu sein – und mit den unzähligen Vuvuzelas kam so ein bisschen WM-Feeling auch wieder auf.
vor dem Soccer-City-Stadium |
Wilderness-Camp
Sicherlich eines der prägendsten und beeindruckendsten Erlebnisse in meinem Jahr hier, war das Wilderness Camp vor rund einem Monat. Das Camp ist auch eine Sache, die schon die letzten Jahre stattgefunden hat und wir sehr froh sind auch dieses Jahr wieder eins auf die Beine gestellt zu haben. Auf das Wilderness-Camp wird immer eine Gruppe von ungefähr 15 entweder Mädchen oder Jungs des Kinderheims mitgenommen, mit der Absicht sie an ihre physischen, aber besonders an ihre emotionalen Grenzen zu bringen. Alle Kinder im Kinderheim sind aus einem bestimmten Grund im Kinderheim. Wenn man im Alltag mit den Kids zusammenarbeitet vergisst man das schon öfters mal, aber gerade durch das Camp wurde uns allen das wieder bewusst. In der Kindheit und im Elternhaus ist also irgendwas schief gelaufen, weswegen die Kids ins Kinderheim gekommen sind. Meist haben sie hier im Kinderheim nie die Chance über ihre Vergangenheit nachzudenken, geschweige denn mit ihr abzuschließen, da sie einfach immer von anderen Kindern umgeben sind. Das Camp bietet dagegen solch eine Gelegenheit.
Wir haben 14 Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren mitgenommen, alle zufällig nur nach Alter und der Tatsache, dass sie noch nicht auf einem Camp waren, ausgewählt. Neben längeren Märschen, auf denen jeder sein Gepäck, sowie Zelte, Wasser, Essen eben alles was man für ein paar Tage in der Wildnis so braucht tragen musste, mussten die Mädels auch selber Essen machen, Lagerfeuer machen und das alles im Wettlauf gegen die Sonne, also bevor es dunkel wird. Natürlich immer auf der Hut vor Schlangen und Spinnen und ohne Dusche oder Toilette usw.
"circle of invisibility"
Insgesamt war das Camp ein voller Erfolg, nicht nur dass die „peace-exercise“ geklappt hat, sondern wie die einzelnen Mädels sich gemacht haben war der Wahnsinn. Bei den Vorbereitungen mussten wir uns oft ein ziemliches Rumgemeckere anhören, von wegen „Was?? Keine Dusche? Ich geh hier nicht mit!“, aber am Ende waren alle Feuer und Flamme und wären gerne noch länger auf dem Camp geblieben. Uns eingeschlossen, denn es war eine willkommen Abwechslung zum Kinderheim-Alltag, außerdem mal wieder Landschaftstechnisch eine Augenweide und richtig cool mal ein paar Mädels aus dem Kinderheim kennen zu lernen, da wir ja hauptsächlich nur mit Jungs zu tun haben.
5 o`clock, watching the sunrise...
Tshwaragang-Garden-Project
Ein eher trauriges Beispiel der Nachhaltigkeit der Projekte hier in Südafrika ist das Tshwaraganang-Project in Ikageng. Dieses Project ist für behinderte Kinder um die sich von engagierten alten Damen gekümmert wird. Die letztjährigen Freiwilligen haben hier einen Garten angelegt, um den Speiseplan ein bisschen abwechslungsreicher zu gestalten und Geld für Gemüse etc. zu sparen. Sie haben sich auch echt viel Mühe gemacht, einen Stacheldrahtzaun aufgezogen, um mögliche Gemüse-Diebe abzuhalten und so weiter. Als wir vor ein paar Wochen und das Projekt angeschaut haben, war der einst ordentliche Garten aber ein reinster Dschungel. Es hat sich einfach niemand mehr um den Garten gekümmert, so dass alles gewuchert ist wie sonst was und der Zaun an einigen Stellen kaputt war. Also haben wir wieder von vorne angefangen, alles platt gemacht, neu gesäht und den Zaun repariert. Mittlerweile sieht der Garten auch schon wieder richtig gut aus und die ersten Karottenpflänzchen sprießen schon. Unsere größte Aufgabe wird allerdings sein uns darum zu kümmern, dass wenn wir wieder weg sind, sich jemand um den Garten kümmert, dass nicht das gleiche passiert wie letztes Jahr.
Ich werde mich allerdings aus dem Projekt wieder ausklinken, da ich entschieden habe ein Projekt in einer Schule in Ikageng zu starten. Nächste Woche fange ich an regelmäßig vormittags, wo wir sowieso immer frei haben, in eine Schule zu gehen und ein bisschen zu unterrichten. Sobald das ein bisschen angelaufen ist, werde ich auch davon berichten!
vorher... (der kleine Gantse, auf Deutsch "Es ist genug", Chris und ich) |
... und nachher! |
Louis und Gantse, echt unser fleißigster Helfer! |